Neue Mühle Niederorschel
Historische Gebäude, egal ob Schlösser, Burgen oder auch Mühlen werden mit zunehmenden Alter immer pflegeintensiver und teurer. Somit verfallen oftmals, oder sie verschwinden im schlimmsten Fall für immer.
So wäre es beinahe auch der Neuen Mühle in Niederorschel gegangen – aber …
Beginnen wir erst mal mit der Geschichte der Mühle.
Der erste Nachweis der Mühle geht auf das Jahr 1550 zurück. Hier wird Christoph von Hagen, ein Freund von Martin Luther, als Besitzer genannt.
Bis 1930 ständig wechselte Besitzer. 1930 wurden Hermann Rosenthal und seine Ehefrau auf ihren Antrag von 1921 (!) das Wasserrecht für die Neue Mühle in das Wasserbuch für die Ohne eingetragen.
Zu dieser Zeit besaß die Mühle ein Holzgerinne von 18,5m Länge und ein Wasserrad von 5,60m Durchmesser.
Nach einem Brand 1936 wurde sie wiederaufgebaut. 1941 übernahm Adam Rosenthal die Mühle. Trotz Neubau des Mühlengebäudes im Jahr 1948 musste die Mühle (wie viele andere Mühlen auch) 1960 stillgelegt werden.
(Quelle: Josef Reinhold; Mühlen im Eichsfeld an Wipper und Ohne)
So begann der langsame Verfall. Meine ersten Bilder entstanden 2001. Sie zeigen deutlich den Verfall und den nicht ausbleibenden Vandalismus. Bei einem Brand 2002 (warmer Abriss?) wurde die angrenzende Scheune zerstört.
Danach wurde das Mühlengebäude entkernt, das Dach frisch gedeckt und zum Kauf angeboten.
2011 kauften Bernadett und Thomas Hellwig die Mühle. Das Gelände war nicht erschlossen (Wasser, Abwasser, Strom und Telefon) Als erstes wurde in Eigenleistung 500m Gräben ausgehoben und die erforderlichen Leitungen verlegt. Gewohnt wurde anfangs im Wohnwagen, dann ein kleines Haus gebaut und die Mühle komplett saniert. „Ich habe jeden Balken der Mühle in der Hand gehabt und dass im Urlaub oder an den Wochenenden“, sagte Thomas Hellwig in einem Gespräch.
Es war nicht einfach die Baugenehmigung für die Erhaltung des historischen Charakters der Mühle zu bekommen. Geholfen hat hier das Buch von Josef Reinhold „Mühlen im Eichsfeld an Wipper und Ohne“. Hier konnte der Mühlenstandort ab 1550 nachgewiesen werden. Somit wurde die Mühle auf einem als „historisch wertvoller Standort“ anerkannt.
Das erleichterte Vieles.
Als letztes großes Projekt entstand ein neues Wasserrad an der Mühle. alles – wie immer – in Eigenleistung. Mit Hilfe eines befreundeten Tischlers, und intensiven Studium von Mühlenliteratur entstand ein ansehnliches Wasserrad – angetrieben vom Regenwasser des Mühlendaches.
Auch dieses ist ein Beispiel für die Lebensweise der Familie Hellwig – einfach, natürlich und nachhaltig. Das ist der Weg der Permakultur. (Mehr zu dieser, nicht nur für Müller, interessanten Lebens, und Denkweise finden sie auf der Homepage der Familie www.neuemuehle.net)