Wassermühlen
Vermutlich seit dem 3. Jh. vor Chr. wurde fließendes Wasser als Antriebskraft benutzt. An Rändern befestigte Eimer hoben Wasser zur Landbewässerung, die sogenannten Schöpfräder.
Eindeutige Hinweise auf Wasserräder zum Antrieb von Mühlwerken (Getreidemühlen) enthält das Gedicht „Die Wassermühle“ von dem angenommen wird, dass es der griechische Dichter Antipater von Thessaloniki im 1.Jh. v. Chr. verfasst hat. Erst die Beschreibung des römischen Architekten Vitruv lässt Rückschlüsse über den Bau und die Funktion der Wassermühlen zu. (ca. 22v.Chr.) Hier werden bereits ein Getriebe und flache rotierende Mahlsteine beschrieben. Die bekannte Zeichnung wird erst ab dem 15. Jh. nach den Beschreibungen angefertigt. da diese keine technischen Details enthält, wurden sehr vage und dem technischen Verständnis des 15. Jh. angefertigt. Sie alle spiegeln nicht den technischen Wissensstand der Zeit von Vitruv wieder und sind daher nur als vage Anhaltspunkte zu sehen.
Seit mehr als einem Jahrhundert ist in der Wissenschaft umstritten, mit welcher Art des Wasserrades die ersten Getreidemühlen angetrieben wurden. Zur Auswahl stehen 2 Grundarten: das horizontale (mit senkrecht stehender Antriebswelle) Wasserrad und das unterschlächtige Wasserrad (wenn das Wasser von unten an das Rad anschlägt),
Da die Welle des waagerechten Wasserrades ohne Getriebe direkt mit dem Läuferstein verbunden ist, ist es die einfachste Art des Antriebes. Es gibt jedoch keinen schriftlichen und bildlichen Zeugnissen, die das als erste Antriebsform von Wassermühlen belegen. Wahrscheinlicher ist das unterschlächtige Wasserrad. Diese Bauform war schon von den Schöpfwerken bekannt. In der Technikgeschichte wurde gelegentlich die kompliziertere Form erfunden und daraus die „einfachere Form“ zurückentwickelt. So ließe sich auch die Funde von Horizontaltwasserrädern in England und Irland aus dem 7. bis 10. Jahrhundert erklären. Sie könnten als „fortschrittliche“ Vereinfachung der komplizierten und störanfälligen Getreidemühlen angesehen werden.
Eine kurze Zusammenfassung der Verbreitung der Wassermühlen
um 250 v. Chr. | in Mesopotamien Wasserschöpfrad mit Wasserradantrieb |
um 80 v. Chr. | Der Römer Cato erwähnt eine Wassermühle in Cabria, der Residenz des Königs Mithidates von Pontus |
um 25 v. Chr. | Der Römische Architekt Vitruv beschreibt eine Getreidemühle mit unterschlächtigem Rad. Da er die Mühle nur beschrieb und nicht zeichnete, kam es zu unterschiedlichen Darstellungen. |
um 200 | erste oberschlächtige Wasserräder in Südfrankreich |
368 | erste Erwähnung von Wassermühlen in Deutschland |
536 | der römische Feldherr Belisar erfindet in der von den Ostgoten belagerten Stadt Rom die Schiffmühlen |
840 | erste Nennung einer Schiffmühle auf dem Rhein (bei Straßburg) |
979 | erste urkundliche Nennung eines noch heute bestehenden Mühlenstandortes im östlichen Deutschland. Alsleben an der Saale, heute „Saalemühlen“. |
1227 | Der Sachsenspiegel rechnet neben Kirchen auch Mühlen zu den befriedeten Orten. |
Asylrecht „Mühlenfrieden“. Im Sachsenspiegel älteste Mahlordnung „Wer zuerst kimmet, der mahlet zuerst“. |
In der Folgezeit wurde die Antriebstechnik und Vermahlungstechnik verbessert. So wurden ab ca. 1826 die erste Turbinen erfunden.durch ihren besseren Wirkungsgrad lösten sie teilweise die Wasserräder ab.
In der Vermahlungstechnik kam es zu weiteren bahnbrechenden Erfindungen. Als Beispiel sei hier nur die Erfindung des Walzenstuhles zur Vermahlung des Getreides genannt. Er löste den Steingang ab. Diese Erfindung wurde in allen Mühle (Wasser, Wind und Industriemühlen) verwendet. Sie ist heute noch die Grundlage der Vermahlung in der Müllerei.
Quelle: Wolfgang Kuhlmann, Wasser, Wind und Muskelkraft